
Das Gelände des heutigen St. Johann Friedhof, der direkt an das Limesmuseum Aalen anschließt, war vor fast 2.000 Jahren Teil des Reiterkastells Aalen.
Das Kastell in Aalen wurde ca. 150 n. Chr. erbaut, und zwar für eine Reitereinheit. Diese war bis zu 1.000 Mann stark, womit unser Kastell zu den großen Kastellen am Limes zählt. Auf unserer Seite der Alpen war es sogar das größte überhaupt.
Eine Reitereinheit in der römischen Armee hieß übrigens „Ala“. Ja, das hört sich genauso an, wie wir den Namen unserer Stadt heute auf Schwäbisch aussprechen. Aber der Name von Aalen geht nicht auf die „Ala II Flavia“ zurück, wie die Reitereinheit hieß, die im Kastell stationiert war.
Zurück zum St. Johann Friedhof: oberhalb der St. Johann-Kirche lag das Ausfalltor des Kastells. Hier wurde bei Grabungen 1973 ein Altar gefunden. Dieser war einem besonderen Gott gewidmet, nämlich Iupiter Dolichenus, dem Soldatengott.
Hier an dieser Stelle haben also die Soldaten gebetet. Vielleicht haben sie hier noch einmal kurz Halt gemacht, bevor sie auszogen, um zu kämpfen oder an einen neuen Ort zu reisen.
Iupiter Dolichenus geht übrigens auf einen Gott zurück, der einst in der anitken Stadt Doliche in der heutigen Türkei verehrt wurde. Wie so oft, haben die Römer den einheimischen Gott mit einem ihrer eigenen Götter verbunden, in diesem Fall Jupiter. So breitete sich sein Kult über das gesamte römische Reich bis nach Aalen aus.
Die Reitersoldaten im Aalener Kastell waren Teil der sogenannten Auxiliartruppen. Das heißt, sie kamen aus den von Rom eroberten Gebieten und gehörten den dort lebenden Völkern an. Erst nach Abschluss ihres Militärdienstes erhielten sie das römische Bürgerrecht.
Wo die Aalener Reitersoldaten zu Iupiter Dolichenus gebetet haben, beten seit mehr als 500 Jahren die Aalener Christen. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass dieser Ort als ein „geheiligter Platz“ galt und von den Christen übernommen wurde.
Den Altar für den Gott Iupiter Dolichenus, der an dieser Stelle gefunden wurde, könnt Ihr übrigens im Limesmuseum selbst sehen.

